Deutschlands Landkreise und Kommunen sind durch die aktuellen Streikdrohungen der Gewerkschaft ver.di im Kita-Tarifstreit verärgert. „Ein erneuter Streik würde das Fass zum Überlaufen bringen, aus gewerkschaftspolitischen Motiven gesellschaftliche Realitäten verkennen und die finanziellen Möglichkeiten der Kommunen überschätzen“, warnte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistags, Hans-Günter Henneke, in der „Rheinischen Post“.
Die Tarifauseinandersetzungen würden auf dem Rücken von Kindern und Eltern ausgetragen, die bereits während des ersten Streiks über Gebühr strapaziert worden seien, sagte Henneke.
Quelle:http://www.tagesschau.de/wirtschaft/kita-221.html
Mal ehrlich liebe Leute, das ist Arbeitgeber-Lyrik vom Feinsten. Ja, die Tarifauseinandersetzung werden auf dem Rücken der Kundschaft ausgetragen, das ist bei der Bahn auch nicht anders. So ist das halt in der Dienstleistunggesellschaft.
Entsetzlicher finde ich, dass hier die immer noch bestehende Abwertung sog. Frauenberufe mit dem Zustand kommunaler Finanzen erklärt wird. Mal sehen, wie werden eigentlich Fachinformatiker eingruppiert? Oder Bauingenieure? Ah, ja… da finden wir dann öfter mal die E10 und drüber, mit (Fach-)Hochschulabschluss dann auch gerne mal E13. Ja, hohes Maß an Verantwortung und eigenständige Problemlösung verbunden mit breitem und fundiertem Fachwissen… soso.
Die paar hundert Euro im Monat? Geh‘ bitte, liebe Erzieherinnen. Wer nur den ganzen Tag mit den Kleinen spielt und im Sommer im KiGa-Garten und im Schwimmbad abhängt kann doch nicht die gleiche Kohle verlangen wie unsere hochspezialisierten Leistungsträger von der Technikerfront? Oder gar unsere Steuerungsleitfunktionäre? Und Nein, die weibliche Form ist hier leider nur zu 25% mitgemeint…
Lippenbekenntnisse bringen nichts, liebe Herren Böhle und Henneke. Herr Böhle, gerade in München: Wollen wir eine Stadt, in der die Kollg_innen von den Sozialen Berufen selber nicht mehr wohnen können, weil die Mieten zu hoch und das Einkommen zu niedrig ist? Wollen wir weiterhin dem potentiellen Berufsnachwuchs das Signal geben: Wenn ihr einen sozialen Beruf machen wollt, bringt am besten Geld mit, den von uns kriegt ihr nix? Und wenn die Kassen so leer sind, wie kann dann die LH München mit Sonderleistungen werben?
Soziale Arbeit ist mehr wert und was die Kolleg_innen so aufregt ist der Versuch die einzlenen Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen! Der Schlichterspruch ist ein klassisches „divide et impera“ ding- Mehr Geld für die älteren Erzieher_innen, mehr Geld für die Kita-Leitungen. Sozialarbeiter_innen sind eh schon überbezahlt, da kommt nix mehr drauf… in Summe einfach zu wenig für die Laufzeit und schon garnicht die geforderte Eingruppierungsreform.
Nur mal so als Inspiration: Wollen wir das implizit in der Bezahlung verankerte Modell von der männlichen Alleinverdiener-Familie weiter einzementieren? Ernsthaft? Wollen wir Frauenberufe auch als solche weiterführen? Haben wir nicht schon genügend Geschlechterklischees im Umlauf, brauchen wir das von der hlefenden, fürsorglichen Frau in der Sozialen Arbeit auch noch? Welche gesellschaftliche Funktion soll dieses Muster denn erfüllen? Geht es hier um Macht?
Soziale Arbeit leidet seit jeher darunter, dass die die in dem Bereich arbeiten nicht mitreden bei der Aushandlung der Rahmenbedingungen für ihre Arbeit. Das beginnt bei der Bezahlung und geht über die Finanzierungsstrukturen bis hin zu den zugrundeliegenden Sozialgesetzen. Es gibt kaum einen Bereich der so fremdbestimmt und ohne Lobby unter der Verfügungsgewalt anderer Interessensgruppen steht. Und so ist es klar, dass zunächst die Kolleg_innen unter die Räder kommen und dann die Klient_innen. Über die spricht dann nur keiner mehr, denn in der Mehrheit sind die Klient_innen Sozialer Arbeit eben keine gutbürgerlichen Eltern und deren Kinder, sondern die sozial Schwächsten.
Liebe Eltern, statt hier einen auf zahlender Kunde zu machen solltet ihr die Rathäuser und Verwaltungsreferate Eurer Städte besetzen. Macht dort spontan eine Elterngestützte Notbetreuung auf und behindert die Steurungsleitfunktionäre bei ihrer Arbeit. Die Adresse des POR in München sollte bspw. im Netz leicht zu finden sein, das Büro des Referenten Thomas Böhle steht sicher in der Zimmerliste… nur so ein Vorschlag, damit sich schneller was bewegt.
Read Full Post »